Dossiers

Unsorgfältige Antworten von Holcim

Hauptthemen für ACTARES waren dieses Jahr die ungelösten Probleme mit Leiharbeitern in Indien sowie die Entlassungen im Rahmen des laufenden Sparprogramms. Sowohl brieflich wie auch an der GV erhielt ACTARES unvollständige Antworten. Sehr positiv ist hingegen, dass zwei Frauen in den Verwaltungsrat vorgeschlagen und gewählt wurden.

Auf Grund des aufschlussreichen und offenen Gesprächs mit dem CEO Bernard Fontana im September 2012 (siehe ACTARES-Info 26) hatte ACTARES eigentlich erwartet, dass Holcim Fragen sorgfältig und ausführlich beantworten werde. Die brieflichen Antworten und mündlichen Aussagen an der GV fielen leider enttäuschend aus.

Konflikt mit der Bevölkerung in Guatemala

In Guatemala wurde ein Problem für Holcim gelöst, indem der Konzern seine Minderheitsbeteiligung an einem lokalen Unternehmen an die Mehrheitseigner verkaufte. Für die Bevölkerung, die sich nie zum Projekt eines Zementwerkes und eines Steinbruchs äussern konnte ist natürlich nichts gelöst. Sie wird weiterhin von maskierten Gruppen und staatlichen Instanzen bedroht und schikaniert. Schade, dass kein besserer Weg gefunden werden konnte (siehe auch ACTARES-Info 25).

Langjährige Leiharbeit in Indien

Als Vorbereitung der GV schrieb ACTARES einen Brief mit detaillierten Fragen zum aktuellen Stand der Dinge (Vorgeschichte siehe Kasten). Statt diese zu beantworten, unterstrich Holcim die Bereitschaft zu einem weiteren Dialog. Erst auf Nachfrage gab das Unternehmen noch einige Auskünfte. Auch an der GV waren die Antworten wenig aufschlussreich. ACTARES muss daraus schliessen, dass es offensichtlich noch kaum Fortschritte gibt.

Widerspenstiges lokales Management?

In der Vergangenheit war das lokale indische Management wenig gesprächsbereit. So wurde ein Gewerkschaftsvertreter mit einer konstruierten Anschuldigung ins Gefängnis gebracht, wo er mehrere Monate ohne Urteil festgehalten wurde. Nach einem Unfall mit fünf Toten Ende Januar war die Geschäftsleitung für die Untersuchungskommission nicht zu sprechen. Just am Tag der GV wurde eine Schweizer Fotografin, die weit ausserhalb des Werkes fotografierte, von einem notorisch gewaltbereiten Sicherheitsmann bedroht und ihr indischer Begleiter verprügelt. Als die beiden auf der lokalen Polizeistation Anzeige erstatten wollten, reichte Holcim Indien gleich eine Gegenklage ein.

Sparprogramm und Entlassungen

Mit dem 2012 angekündigten Sparprogramm unter dem beschönigenden Titel „Holcim Leadership Journey“ sind viele Entlassungen verbunden. Vor der GV fand eine Demonstration von italienischen Angestellten statt. An der GV äusserten eine Vertreterin aus Belgien und ein Vertreter aus Deutschland die Vermutung, dass die Sparrunde vor allem zu Lasten der Arbeitsplätze gehe. Holcim antwortete, Entlassungen seien, vor allem in Europa, unvermeidlich aber es werde längst nicht nur bei den Arbeitnehmenden gespart.

ACTARES-Info 25 und 26


Situation bei Holcim Indien

Im Werk Jamul in Chhattisgarh werden seit vielen Jahren in grossem Ausmass Leiharbeiter und Leiharbeiterinnen (Contract Workers) beschäftigt, obwohl dies durch indische Gerichte als illegal beurteilt wird. Das Problem bestand schon, als Holcim das Werk 2005 kaufte. Das bestehende Leihpersonal musste übernommen werden, da den lokalen Gemeinschaften beim Bau der Fabrik Beschäftigung versprochen worden war. In der Realität würden diese Leute eigentlich nicht gebraucht. Produktionsstätten andernorts kämen mit viel weniger Personal aus, so Holcim.

Ernsthafte Lösungsversuche wurden erst in der letzten Zeit ins Auge gefasst. So soll die Zahl der Contract Workers pro Jahr um 10 bis 15 % verringert werden. Dies soll von Ausbildungs- und Trainingsmassnahmen begleitet werden, damit diese Mitarbeitenden eine selbständige Beschäftigung aufnehmen können. Parallel dazu werden die Leute, die Holcim weiter benötigt, im Werk aus- und weitergebildet. Durch einen geplanten Ausbau der Kapazitäten könnten weitere Stellen geschaffen werden.