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Alte und neue Konflikte bei Nestlé

Die Konflikte bei Nestlé nahmen in den letzten zwölf Monaten zu. ACTARES verlangte an der Generalversammlung 2012 eine Stellungnahme und erhielt eine unwirsche Antwort von Peter Brabeck.

Die Liste mit Nestlé-Problemen ist lang: Die Universität Lausanne veröffentlichte im Mai 2011 Unvorteilhaftes über die Umwelt- und Sozialperformance von Nestlé. Dazu kamen mehrere Rechtsklagen, Dokumentationen von Solidar Suisse und der Erklärung von Bern zum Kaffeeanbau in Mexiko und Kolum-bien, der Film «Bottled Life», chronische Probleme mit Gewerkschaften, die Strafanzeige des ECCHR* im Zusammenhang mit einem ermordeten kolumbianischen Gewerkschafter und jüngst eine Klage wegen mangelnder Lebensmittelsicherheit und Mobbing.

Aggressive Antwort von Peter Brabeck

Auf die Frage von ACTARES, wie er die Entwicklung der Lage sieht, konterte Peter Brabeck, ACTARES nutze die GV, um den eigenen Standpunkt zu präsentieren, ohne an der Antwort interessiert zu sein. Stellung bezog er trotzdem. Die Behauptung, Nestlé tue sich schwer, überall geltende Gesetze einzuhalten, sei unwahr, die Häufung von Rechtsstreitigkeiten seien im hohen Personalbestand des Unternehmens begründet. Dann spielte er die Bedeutung der Fälle herunter und nahm die Kampagne «Recht ohne Grenzen» ins Visier: Die Klage des ECCHR entbehre jeder Rechtsgrundlage, sie sei lediglich ein politisches Instrument, um das Ziel der Kampagne zu erreichen.

Ein halber Punkt, eine Hoffnung auf Besserung

ACTARES begrüsste den Fortschritt bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Nestlé. Sie orientiert sich stärker an den Indikatoren der Global Reporting Initiative (GRI) und erkennt gewisse Probleme erstmals an. ACTARES deckte aber auch Lücken auf und bedauerte, dass der vollständige Bericht erst wenige Tage vor der GV vorlag. Brabeck, zuvor noch enthusiastisch, zeigte sich wenig erfreut: Mit einem A+ der GRI habe der Bericht immerhin die höchste Bewertung erhalten. Die GRI vergibt allerdings gar keine Bewertungen – also nur ein halber Punkt für Brabeck!

ACTARES begrüsst jedoch die 2011 lancierte Zusammenarbeit zwischen Nestlé und der Fair Labour Association in Sachen Kinderarbeit in den Kakaoplantagen und erwartet rasche Ergebnisse.

www.ecchr.eu
* European Center for Constitutional and Human Rights