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Vergütungswillkür bei Zurich Insurance Group?

Actares, Aktionärinnen und Aktionäre für nachhaltiges Wirtschaften, verlangt von der Zurich Insurance Group Klarheit, wieso die Regeln für die Vergütungen 2014 willkürlich geändert wurden. Actares lehnt an der Generalversammlung vom 1. April 2015 die Vergütungstraktanden ab und verweigert die Décharge. Im Bereich Frauenförderung für Führungspositionen scheint es hingegen vorwärts zu gehen. Für eine fundierte Beurteilung fehlen aber die nötigen Daten.

Bei der Vergütungspolitik scheint das oberste Ziel von Zurich zu sein, dass die Vergütungen nicht oder nur in geringem Mass sinken. Wenn dieses Ziel mit den vorgängig festgelegten Kriterien nicht erreicht wird, dann werden ganz einfach die Kriterien geändert, und zwar ohne dies transparent bekannt zu geben. Medienberichten zufolge hat Ethos mit akribischer Recherche herausgefunden, dass der Bemessungszeitraum für die aktuelle Berechnung des Langfristplans der Konzernleitung willkürlich geändert wurde. Statt wie vorgesehen die drei vergangenen Jahre zu berücksichtigen, ist es neu nur ein Jahr. Sonst hätten die Mitglieder der Konzernleitung weniger Aktien erhalten! Wie kann der Verwaltungsrat rechtfertigen, dass er seine eigenen Regeln verletzt?

Was ist ein Vergütungssystem wert, wenn es nach Lust und Laune einfach abgeändert wird? Das erinnert an frühere Praktiken gewisser Konzerne, bei denen die Ausübungpreise von Optionen, die sonst verfallen wären, einfach angepasst wurden. Actares empfiehlt deshalb, den Vergütungsbericht abzulehnen und dem Verwaltungsrat die Décharge zu verweigern.

Ebenfalls Nein stimmt Actares bei den prospektiven Abstimmungen zu den Vergütungen. Es geht nicht an, pauschal über etwas abstimmen zu müssen, bevor die genauen Bedingungen bekannt sind. Gute Corporate Governance wäre eine nachträgliche Abstimmung über die variable Vergütung der Geschäftsleitung. Und dass der Verwaltungsrat im ersten Wirkungsjahr der Initiative gegen übertriebene Vergütungen das Gehalt des Präsidenten um 50% aufstocken will, ist nur als frech zu bezeichnen.

Bei der Frauenförderung für Führungspositionen scheint es bei der Zurich hingegen vorwärts zu gehen. Als eine von verschiedensten Massnahmen wurde zum Beispiel ein Zertifizierungsprozess eingeführt, der untersucht, wie Frauen und Männer gefördert werden. Die Wirksamkeit dieser und weiterer Massnahmen zu beurteilen ist aber nicht möglich, da es dazu keine genaueren Informationen oder Erfolgsmeldungen gibt. In der Konzernleitung der Zurich sind erst zwei von elf Mitgliedern Frauen, und auch das erst seit kurzer Zeit. Actares verlangt klare Ziele und nachprüfbare Zahlen auch in diesem Bereich.