Votum von Actares an der Credit Suisse Group GV 2018
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren,
Mein Name ist Nicole Weydknecht. Ich bin Geschäftsführerin von Actares, dem Aktionariat für eine Wirtschaft mit Verantwortung. Ich spreche heute im Auftrag unserer Mitglieder, sowie von ShareAction, einer Non-Profit-Organisation aus Grossbritannien.
Im Namen unserer Mitglieder, rund 1300 Privatpersonen, Unternehmen, NGOs und Gemeinden, möchte ich als erstes zwei Anliegen platzieren:
Als verantwortungsbewusste Aktionärinnen und Aktionäre wollen wir nicht, dass Credit Suisse mit unserem Geld Branchen finanziert, die den Klimawandel vorantreiben und damit Extremereignisse fördern wie z.B. den Sturm Harvey. Harvey zerstörte letztes Jahr mit einem Schlag rund 200’000 Häuser, machte 1 Mio Menschen obdachlos und liess sechs Millionen Pfund krebserregende Chemikalien aus der Ölindustrie in die Luft entweichen.
Wir wollen nicht, dass unser Geld in Branchen fliesst, die wir je länger je mehr auch aus finanzieller Sicht als Hochrisikobereiche verstehen.
Actares weist Credit Suisse deshalb seit mindestens 2011 Jahr für Jahr auf das Risiko von klimaschädlichen Investitionen hin und fordert zügiges Handeln. Jahr für Jahr hören wir Ausreden.
Dabei wurde bereits 2016 in Paris vereinbart, dass die Klimaerwärmung auf 1,5° Grad beschränkt werden soll. Auch die Schweiz hat das Abkommen unterschrieben. Eines der drei Hauptziele des Paris Agreement betrifft den Finanzbereich. Dieser soll seinen Beitrag dazu leisten, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Gemäss einer Studie des Bundes verursachen die Investments des Schweizer Finanzplatzes aber gar einen Temperaturanstieg um 4 – 6°C. Und trotzdem wird fröhlich weiter investiert in Kohle, Öl und Gas. Und CS ist weit vorne mit dabei.
Credit Suisse gehört gemäss dem Fossil Fuel Report 2018 weltweit zu den 10 Banken, welche die Gelder für Unternehmen im Bereich der nicht erneuerbaren Ressourcen im Jahr 2017 am meisten erhöht haben: CS vergab alleine an Kohleminengesellschaften Kredite von rund 1.1 Milliarden US-Dollar und Kohlekraftwerke konnten sich über 939 Mio US Dollar freuen.
Als Aktionärsvereinigung ermahnen wir den gesamten Verwaltungsrat an seine Sorgfaltspflicht: Die Kohleindustrie, die als die klimaschädlichste überhaupt gilt, ist unter Druck wie nie zuvor. Immer mehr Staaten verabschieden sich von der Kohleenergie. Auch grosse Versicherungs-Unternehmen sind bereit aus dem dreckigen Geschäft mit der Kohle ausgestiegen. Und wo bleibt CS, wenn es zu einer gesetzlichen Regulierung kommt? Das passiert möglicherweise früher als Sie denken, momentan wird nämlich gerade das CO2-Gesetz revidiert. Credit Suisse aber scheint all diese Risiken bei ihren Entscheidungen einfach zu ignorieren.
Als ob das nicht schon genug wäre, gefährdet Credit Suisse auch wiederholt ihre Glaubwürdigkeit. Die Erhöhung der klimaschädlichen Finanzierungen ist unseres Erachtens nicht vereinbar mit gewissen Selbstverpflichtungen von CS, wie der Erklärung zum Klimawandel oder der Erklärung zur Achtung der Menschenrechte.
Ich fasse zusammen: CS macht entgegen ihrer Bekenntnisse zum Klimaschutz Kohle mit Kohle so lange es kurzfristig rentiert, Klima und Folgeschäden für Mensch und Umwelt, das immense finanzielle Risiko und der mögliche Reputationsschaden sind ihr offensichtlich egal! Meine Damen und Herren, Actares und ShareAction haben mittlerweile ernsthafte Bedenken, dass CS die Kurve noch kriegen wird.
An der heutigen GV stimmt Actares wegen dieser verantwortungslosen Geschäftspraxis sowie zahlreicher offener Rechtsfälle und erneut hohen Busszahlungen in alle Richtungen gegen die Entlastung des Verwaltungsrats. Natürlich lehnt Actares auch alle Vergütungsvorschläge ab - überrissene Boni und eine Lohnerhöhung für den Präsidenten, obwohl gleichzeitig zum dritten Mal in Folge Verluste geschrieben und zahlreiche Stellen abgebaut wurden und werden, Herr Präsident, meine Damen und Herren, DAS geht nicht.
Zum Schluss noch einmal die wichtigsten Fragen von Actares und ShareAction:
- Wann passt CS ihre Strategie an die Ziele des Paris Agreement an und kommuniziert transparent darüber?
Wann verpflichtet sich CS, im Einklang mit aktueller best practice, weltweit keine neuen Kohlekraftwerke und Kohleminen und keinen Ausbau bestehender Werke und Minen mehr zu finanzieren?
Wann wird CS einen Plan zum Ausstieg aus den bestehenden Kohle-Engagements bekannt geben?
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit.