Seit Jahren verlangt Actares von Novartis den Verzicht auf unethische Marketingmassnahmen und das strikte Einhalten des eigenen Code of Conduct. Auf alle Vorhaltungen gelobten CEO und Verwaltungsratspräsident wiederholt Besserung. Eine der Massnahmen: Die Ernennung von Shannon Klinger zur Ethik-Verantwortlichen auf Konzernleitungsebene. Inzwischen gerät Frau Klinger selber unter den Verdacht auf unlauteres Verhalten.

Bekannt war, dass der frühere CEO von Novartis kurz nach dem Amtsantritt von Donald Trump Gast im Weissen Haus war. Dabei waren auch andere Manager von Grosskonzernen anwesend. Inzwischen ist bekannt, dass Novartis an den Anwalt von Trump 1,2 Mio.$ überwiesen hat.

Die Schwerpunkte der früheren Novartis-Skandale, u.a. in den USA, Japan und Griechenland, nahmen zwar ihren Anfang vor der Zeit von Ex-CEO Jimenez und VR-Präsident Reinhardt. Mit der Ernennung von Shannon Klinger als Ethik-Beauftragte versuchte die Novartis-Führung den Aktionärinnen und Aktionären die Ernsthaftigkeit beim Einhalten von Compliance-Regeln unter Beweis zu stellen.

Inzwischen gerät Frau Klinger selber ins Zwielicht. Einem Bericht von InsideParadeplatz zufolge soll sie an vorderster Front gewesen sein bei der Zahlung von 1.2 Mil. $ - in Monatsraten von 100 000.-$ - an Trumps Anwalt. Zudem soll sich die Ethik-Frau mit einem Doktortitel schmücken, obwohl sie nur über einen Master-Abschluss verfüge. Glaubwürdigkeit sieht anders aus.

An der letzten Generalversammlung mahnte Actares, dass Korruption bei Novartis nicht zur Tradition werden dürfe. Im Moment sieht es so aus, als ob Schmiergeldzahlungen nach wie vor zum Geschäftsmodell gehörten. Falls die Vorwürfe an Shannon Klinger zutreffen, ist und bleibt die Glaubwürdigkeit von Novartis beschädigt. Geschäftsleitung und Verwaltungsrat täten gut daran, sich von ihr zu trennen. Nicht zuletzt verdient es der neue CEO nicht, seine neue Funktion mit einer solchen Hypothek antreten zu müssen.