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Editorial: Zaghafte Euphorie

Zu Beginn dieses Jahres gab es einige Gründe, zufrieden zu sein. Mit dem Volksentscheid zur Minder-Initiative (siehe Seite 9) wird das Aktionariat gestärkt. Und die Vergütungen der Manager bei Julius Bär und Actelion wurden an den jeweiligen Generalversammlungen abgelehnt (siehe Seite 8). Es weht ein neuer Wind.

Breite Unterstützung

Das Vorgehen von ACTARES, wie früher auch von Canes, der Aktionärsvereinigung bei Nestlé und des Vereins der kritischen AktionärInnen der Bankgesellschaft VkA (ACTARES-Info 20), lange als exotisch und marginal abgetan, erweist sich als breit verankerter neuer Trend. In unserem kapitalistischen System sind die Aktionärinnen und Aktionäre für ihre Anlagen verantwortlich und müssen ihren Willen geltend machen können. Folglich haben die Führungsorgane der Unternehmen keine absolute Macht und müssen vermehrt Rechenschaft ablegen. Diese Sichtweise, die ACTARES unermüdlich Jahr für Jahr vorbrachte, wird heute kaum mehr in Frage gestellt. Dies ist ein grundlegender Sieg der Ideen, der nicht zu unterschätzen ist: Ein Paradigmenwechsel hat stattgefunden.

Nicht nachlassen

Werden die wirtschaftlich Mächtigen zwangsläufig mehr auf die Umwelt, die Menschenrechte und auf soziale Gerechtigkeit achten? Das kann niemand garantieren. Die Demokratie konnte Kriege und schlechte Staatsführung nicht wegzaubern, hat sie jedoch wesentlich eingedämmt und gleichzeitig das Leben vieler Völker verbessert.
Und so werden Wachsamkeit und Druck aus Aktionärskreisen die Verwaltungsräte, die sie vertreten, dazu bewegen, Vorsicht und Zurückhaltung walten zu lassen. Grosse Eklats und spektakuläre Kehrtwenden dürften die Ausnahme bleiben. Routine darf jedoch keine eintreten. ACTARES wird auch in Zukunft gefordert sein – vielleicht sogar mehr als heute.