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Editorial: Von der Panik zur Ethik

Noch weiss niemand genau, welche Folgen die Finanzkrise haben wird. Zahlen belegen das Ausmass des Desasters, aber die Auswirkungen sind unterschiedlich: Die Altersbatzen schwinden, besonders jene in der Zweiten Säule, und Arbeitslosigkeit droht. Andererseits werden die Lohnerhöhungen stärker ausfallen als in den letzten Jahren und die Mieten beginnen zu sinken.

Das lachende und das weinende Auge Während viele Banken und Versicherungen abgebrannt am Boden liegen und die Industrie ernsthaft zu kriseln beginnt, erleben die Nahrungsmittel- und Pharmakonzerne einen Höhenflug. In der Folge werden einerseits drastische Reformen geplant und umgesetzt, und andererseits verteidigen gewisse Unternehmensführer weiterhin arrogant ihre pharaonischen Vergütungen, die sie sich zuschanzen.

Exemplarische Massnahmen Die neuen Prinzipien der UBS, auch wenn sie noch weiter gehen könnten, bedeuten einen grossen Schritt vorwärts und haben Vorbildcharakter. Das Ausfallen der Boni für die ganze Konzernspitze im 2008 und die teilweisen Rückzahlungen der Herren Ospel, Wuffli und Konsorten markieren den Beginn einer Rückkehr zur Vernunft. Hätte UBS, die immer noch um ihr Überleben bangt, ohne den Druck der Eidgenössischen Bankenkommission die gleichen Massnahmen ergriffen? Sicher ist dies nicht. Diese plötzliche Rückkehr zur Moral ist viel eher der Angst als der Tugend zuzuschreiben.

Aktionariat mit grösserer Verantwortung Was auch immer die Motivation der UBS-Spitze ist, drei Elemente ihres Plans entsprechen den langjährigen Forderungen von ACTARES: ein Bonussystem über mehrere Jahre mit der Möglichkeit des Malus, der Verzicht auf den variablen Teil der Vergütungen an den Verwaltungsrat und die Verpflichtung, dem Aktionariat das Bonusmodell, wenn auch nur konsultativ, zur Abstimmung vorzulegen. All dies bedeutet eine deutlich grössere Verantwortung für die Aktionärinnen und Aktionäre. Die andern Leaderfirmen unserer Wirtschaft sollten sich daran ein Beispiel nehmen, und zwar ohne die nächste existenzielle Krise abzuwarten.