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Verwaltungsrätinnen gesucht

ACTARES hat bei allen Swiss Market Index-Firmen nachgefragt, was sie unternehmen, um den tiefen Frauenanteil in Verwaltungsrat und Konzernleitung zu erhöhen. Das Ergebnis ist ernüchternd. Obwohl die Unternehmen diesen Zustand mit einem gewissen Unbehagen zur Kenntnis nehmen, tun sie wenig dagegen.

ACTARES sieht Handlungsbedarf, um Frauen für Aufgaben in den obersten Führungsgremien zu fördern. Ihre Untervertretung ist stossend und lässt sich nicht mit einer global ausgerichteten Unternehmenskultur zum Nutzen aller Anspruchsgruppen vereinbaren. Dazu kommt, dass die männerdominierten Verwaltungsräte zunehmend auch bei Aktionärinnen sowie in beruflichen Frauennetzwerken auf schärfere Kritik stossen.

Diversity statt Frauenförderung

Von den angeschriebenen Unternehmen haben 17 von 20 geantwortet und über ihre Frauenförderungsmassnahmen informiert. Dazu gehören Mentoring, Coaching, familienfreundliche Arbeitsbedingungen, Kinderkrippen, Schulungsprogramme und Führungsfrauennetzwerke. Anstelle von Frauenförderung verfolgen die meisten grossen Firmen jedoch das Konzept des Diversity Managements, um die soziale Vielfalt der Mitarbeitenden, unbesehen von Alter, Ethnie, Geschlecht oder Behinderung, konstruktiv zu nutzen.

Ursachen aus der Sicht der Unternehmen

Als Hauptgründe für die schwache Frauenvertretung auf oberster Ebene werden folgende Gründe aufgeführt: Nur wenige Frauen verfügen über die erforderliche Ausbildung, Führungserfahrung und über geschäftlich interessante Netzwerke. Familienbedingte Lücken im Berufsleben seien kaum aufzuholen. Frauen seien für Spitzenpositionen wenig motiviert. Zudem wird der im Durchschnitt leicht erhöhte Frauenanteil - von 9,5 auf 12% - bereits als Erfolg gewertet. ACTARES wird auch künftig bei Ersatzwahlen in den Verwaltungsrat männliche Kandidaten unbesehen ihrer Eignung nicht unterstützen und nur Frauen wählen, bis eine angemessene Vertretung erreicht ist.

Die Umfrage von ACTARES

Glossar

Diversity Management ist ein Konzept der Unternehmensführung, das die Verschiedenheit der Beschäftigten nicht nur toleriert, sondern sie im Sinne einer positiven Wertschätzung besonders hervorhebt. Diversity Management hat zum Ziel, eine produktive Gesamtatmosphäre im Unternehmen zu schaffen, soziale Diskriminierungen von Minderheiten zu verhindern und die Chancengleichheit zu verbessern.
Gender Mainstreaming bezeichnet den Versuch, die Gleichstellung der Geschlechter auf allen gesellschaftlichen Ebenen durchzusetzen. Gender Mainstreaming unterscheidet sich von der Frauenförderung dadurch, dass beide Geschlechter gleichermassen in die Konzeptgestaltung einbezogen werden.
Mentoring ist die Tätigkeit einer erfahrenen Person, die ihr Wissen und ihre Erfahrung an eine weniger erfahrene Person weitergibt, um sie in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung zu unterstützen.