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Syngentas nachträgliche Antworten

Im letzten ACTARES-Info hiess der Titel des Artikels: «Beschimpfungen statt Antworten bei Syngenta». ACTARES stellte alle Fragen zu den Themenbereichen Paraquat, Vorfälle mit Toten in Brasilien, Corporate-Responsibility-Bericht, Agrotreibstoffe und Sanierung der Deponien in Basel noch einmal schriftlich und erhielt darauf im Juli eine ausführliche Antwort.

Paraquat

Nichts Neues ergab sich beim hochgiftigen Herbizid Paraquat. Die von Syngenta vorgebrachten Argumente sind noch dieselben, die uns schon bisher nicht überzeugten. Syngenta führt an, dass dieses Produkt für die weltweite Ernährungssicherheit entscheidend sei, und betont, wie viel Ausbildungsarbeit das Unternehmen leiste. Eine in diesem Zusammenhang von Syngenta in Auftrag gegebene Studie zeigt hingegen, dass, je nach Land, ein beträchtlicher Anteil der AnwenderInnen selbst minimale Vorsichtsmassnahmen missachtet. Syngenta argumentiert gerne mit Prozentzahlen und vermeidet systematisch, absolute Zahlen zu nennen.

Verbindliche Regeln für Alle

Bemerkenswert ist hingegen Syngentas Vorschlag, Kontrollmassnahmen für alle Anbieter von Pflanzenschutzprodukten zu einem verbindlichen Standard zu machen. ACTARES ist interessiert, Genaueres darüber zu erfahren. Verbindliche Regelungen, die im Idealfall auch Sanktionen vorsehen, sind immer besser als reine Absichtserklärungen. Ein Unternehmen, das es ernst meint mit Standards, muss daran interessiert sein, dass sich auch die Konkurrenz daran hält.

Vorfälle in Brasilien

Im Oktober 2007 gab es auf einem umstrittenen Gentechversuchsfeld von Syngenta einen Zwischenfall mit Toten und Verletzten (siehe ACTARES-Info17). Zur Frage nach Ungereimtheiten im Kommunikationsverhalten von Syngenta - Stellungnahmen auf der Website verschwanden und tauchten wieder auf - heisst die Antwort: «Wir haben diese Informationen regelmässig aktualisiert.» Syngenta streitet weiterhin jede, auch moralische, Verantwortung für die tödlichen Zwischenfälle ab. Im Oktober 2008 gab es jedoch eine Überraschung: Syngenta schenkte dem Teilstaat Paraná das Gelände zur Errichtung einer Forschungsstation für einheimische Pflanzenarten. Nähere Gründe für diesen Gesinnungswandel wurden nicht angegeben.

Corporate Responsibility-Bericht

Der vernichtenden Analyse der Erklärung von Bern zum Corporate Responsibility-Bericht 2007 setzt Syngenta das gute Rating anderer Nachhaltigkeitsanalysen entgegen, ohne inhaltlich auf die Kritik einzugehen. Der Bericht werde später im Detail analysiert. Viele Ratings bewerten jedoch vor allem Formales und die Vollständigkeit der Berichterstattung, ohne stark auf den Gehalt der Nachhaltigkeitsmassnahmen einzugehen.

Agrotreibstoffe

Syngenta ist «überzeugt, dass durch eine nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft genügend landwirtschaftliche Rohstoffe hergestellt werden können, um Nahrungs- und Futtermittel sowie Biotreibstoffe zu erzeugen». Zweifel an der Kombination von Intensivierung und Nachhaltigkeit sind angebracht. Nur wenige Arten der Erzeugung von Agrotreibstoffen halten nämlich einer genaueren Prüfung stand. Trotz aller Beteuerungen setzt ein Verdrängungswettbewerb um das Land ein, wenn mit Agrotreibstoffen mehr Profit erzielt werden kann. So genannt brachliegendes Land dient meist als Weide für Ziegen und Schafe oder als Brennholzquelle für die arme Bevölkerung.

Deponien in der Region Basel

Syngenta stehe zu ihrer Verantwortung bei den Sanierungen der Deponien in der Region Basel. Die Rückstellungen seien angemessen. Das kann vielleicht gelten für die Schweiz. Wenn aber die weltweite Tätigkeit von Syngenta betrachtet wird und für die Sanierung in der Schweiz gemäss Schätzungen fast die Hälfte der Rückstellungen verwendet werden müsste, dann sind Zweifel an der Angemessenheit erlaubt.