Aktuell

UBS und Credit Suisse im Kohlegeschäft

Der Klimawandel war für ACTARES das Hauptthema an den Generalversammlungen von UBS und Credit Suisse. Im betrieblichen Bereich sind beide führend. Bei Investitionen und Finanzierungen ist dieses Thema jedoch praktisch inexistent.

Beide Grossbanken bemühen sich auf betrieblicher Ebene seit Jahren in vorbildlicher Weise um die Verringerung der Klimaauswirkungen. Es gibt deshalb kaum mehr Handlungsbedarf. Entsprechend hoch sind die diesbezüglichen Ratings. In geringerem Mass schaffen UBS und Credit Suisse auch klimaschonende Angebote für die Kundschaft.

Keine Klimastrategie für das Kerngeschäft

Bei Finanzierungen, Börsengängen und weiteren Finanzgeschäften spielte die Klimawirksamkeit jedoch bisher keine Rolle. Da diese Geschäfte nicht in die CO2-Bilanz einbezogen werden – wie z. B. beim Carbon Disclosure Project – gab es auch keinen Druck, etwas zu ändern. Sowohl UBS wie Credit Suisse sind jedoch in nicht erneuerbaren Energien stark engagiert.

Gemeinsame Studie von Credit Suisse und WWF

Unter dem Titel «Auf dem Weg zu einer CO2-armen Wirtschaft – die Rolle der Banken» publizierten Credit Suisse und WWF im Oktober 2011 eine gemeinsame Studie. Credit Suisse erklärt im Vorwort dazu: «Massnahmen in Richtung einer CO2-armen Wirtschaft zu fördern ist nicht nur unsere Pflicht […], sondern liegt in unserem eigenen Geschäftsinteresse.» Unklar bleibt dabei, wie weit das Engagement reicht. Kurz- und mittelfristig gibt es neue Geschäftsfelder, die aktiv erschlossen werden können, zum Beispiel bei Immobilien. Das ist aber ureigenste Aufgabe der Bank und keine besondere Leistung bezüglich Nachhaltigkeit. Mittel- und langfristig braucht es den Ausstieg aus klimaschädlichen Industrien, der jedoch schon heute geplant werden muss. Das kann sich die Studie aber nicht vorstellen oder höchstens unter dem Druck von «Reputationsrisiken», das heisst, wenn zu viele Leute der Meinung sind, solche Tätigkeiten seien gesellschaftlich schädlich.

Kohleindustrie

Kohlebergwerke und die Energieerzeugung mit Kohle gehören zu den grössten Umweltverschmutzern und CO2-Emittenten. Im Dezember 2011 veröffentlichte die NGO Banktrack eine Studie mit dem Titel «Bank-rolling Climate change» zum Engagement von über 90 Banken in der Kohleindustrie. Überprüft wurde die Zeitspanne von 2005, dem Jahr des Kyoto-Protokolls, bis 2010. Unter den 20 grössten Investoren in Kohle landen Credit Suisse und UBS auf dem 9. und 10. Platz. Das Engagement von Credit Suisse hat sich in dieser Zeit mehr als verdoppelt, jenes von UBS stieg um 50 %!

Die Widersprüche sind offensichtlich

An den Generalversammlungen angesprochen auf diese Widersprüche zum schönen Bild, das sie selbst von sich zeichnen, haben die beiden Grossbanken keine überzeugenden Antworten. Einerseits wird auf die guten Ratings und andererseits auf den wachsenden Markt verwiesen, den man nicht einfach ignorieren könne. Man werde jedoch die Risiken ernsthaft prüfen. Gemeint ist aber nicht etwa das Klimarisiko, sondern das Risiko für das Ansehen der Bank.

Augenzeugenbericht aus China

Auf Einladung der Deutschen Organisation Urgewald weilte Calvin Quek, ein Vertreter von Greenpeace aus Beijing in Europa. ACTARES ermöglichte ihm einen Auftritt an der GV von UBS. Er schilderte mit klaren Worten und mit einem Foto die Verwüstungen, die die Kohleindustrie in China anrichtet. Nicht nur der CO2-Ausstoss, sondern auch die extreme Luftverschmutzung und vor allem die Verfrachtung von Kohleasche über weite Landstriche zeigen die extreme Lebensfeindlichkeit dieser Industrie. UBS ist dort von allen ausländischen Banken am stärksten engagiert.

Endlich Frauenkandidaturen und anderes Lob

Hoch erfreut war ACTARES, dass UBS und Credit Suisse endlich Frauen für die Wahl in den Verwaltungsrat vorschlugen. Mit den Kandidaturen von Beatrice Weder di Mauro und Isabelle Romy bei UBS sowie Iris Bohnet bei Credit Suisse wurde der Beweis erbracht, dass fähige Frauen gefunden werden können. Ebenfalls loben konnte ACTARES das Engagement der beiden Banken in der «Thun Group», einer Arbeitsgruppe, welche die 2011 vom UNO-Menschenrechtsrat verabschiedeten Leitsätze zu Unternehmen und Menschenrechten analysiert (UN Guiding Principles for Business and Human Rights). Ziel sind Empfehlungen für deren Umsetzung im Bankensektor.

Vergütungen wie gehabt

Die Vergütungen ans Topkader widersprechen bei beiden Banken immer noch jedem gesunden Menschenverstand; dadurch gefährden sie den gesellschaftlichen Frieden. ACTARES hat deshalb empfohlen, die Vergütungsberichte abzulehnen.

www.cdproject.net
www.urgewald.de

tinyurl.com/cam7m7x (Bankrolling Climate Change)
tinyurl.com/26h2dda (UN Guiding Principles)


Ein Votum gegen exzessive Vergütungen

Der Antrag an die UBS-Generalversammlung, das bedingte Kapital zu erhöhen, verfehlte mit nur 62 Prozent Ja-Stimmen die erforderliche Zweidrittelmehrheit. Diese klare Absage an den Verwaltungsrat bedarf einer Erläuterung.

Bei der bindenden Abstimmung ging es um die Ausgabe von Aktien im Rahmen von Beteiligungsplänen, insbesondere für Mitarbeitende mit Spitzensalär. Das Nein der GV ist somit indirekt gegen die exzessiven Vergütungen gerichtet.

Diese rote Karte ist ein klares Signal gegen die Selbstbedienungsmentalität in der Führungsetage. Parallel dazu schwindet die Unterstützung für den Vergütungsbericht: 2011 wurde dieser noch mit 64 Prozent der Stimmen angenommen, 2012 waren es nur noch 60 Prozent.

ACTARES hatte empfohlen, gegen den Vergütungsbericht, aber für die bedingte Kapitalerhöhung zu stimmen da dieser Fall bisher von den ACTARES-Richtlinien nicht abgedeckt wird. Diese müssen folglich geändert werden.